In der Nacht von Freitag (13. Mai) auf Samstag (14. Mai) landeten wir auf dem Flughafen Banjul. Nachdem wir die Formalitäten (Visum, Kontrolle der Gelbfieberimpfung) erledigt hatten, wurden wir von Matthias Duchscherer, der die Dachorganisation Project Lighthouse Africa leitet und Pamodou S. Jallow, dem Gründer von Project Lighthouse Gambia (PLG), in Empfang genommen.
Am nächsten Tag fuhren wir erstmals zum Vocational Training and Knowledge Center (VTC), wo uns einige Mitglieder von PLG, die sog. Volunteers begrüßten. Mit ihrer Hilfe machten wir uns einen ersten Eindruck des Geländes sowie der unmittelbaren Umgebung inklusive der Gärten und Brunnen. Auf dem VTC selbst befanden sich an Nahrungsmittelpflanzen lediglich eine große Anzahl Kassava (Maniok), ein tragender Mangobaum und einige kleine Bananenstauden, wobei zur Regenzeit noch Mais und Reis angebaut werden.
Am Montag, den 16. Mai begannen wir die praktische Arbeit auf dem VTC. Während Amadou und Bianca aus einer Wäscheleine ein Maßband bastelten, fingen Robert und die restlichen Volunteers an, ein Bodenloch (B 50 cm x T 35 cm) auszuheben, damit wir uns ein erstes Bild des äußerst trockenen und festen Bodens machen konnten. Während wir in das Loch 40l Wasser einfüllten, um die Versickerungsleistung zu beurteilen, maßen wir den GW-Spiegel der angrenzenden Brunnen und den des VTC-Brunnens. Dieser war bei allen um die -8 m, wobei er nach Aussagen der Volunteers in der Regenzeit um maximal zwei Meter ansteige. Beim Bodenloch stellten wir nach 30 min. eine Wasserabsenkung von 10 cm fest und nach zwei Stunden befand sich noch ein Wasserpegel von 12 cm im System, sodass sich die Infiltrationsrate als schlecht und der Boden als stark verschlämmend herausstellten. Bei allen Aktivitäten stießen wir auf ein überaus reges Interesse von Seiten der Volunteers, allerdings stellten wir fest, dass es an landwirtschaftlichem Basiswissen fehlte.
Das mühevoll ausgehobene Bodenloch erklärten wir den Tag darauf zum „Pflanzbeet I“. Eine 10 cm mächtige Schicht aus steinigem Substrat wurde eingefüllt und ein erstes Gemisch eines selbst gefertigten Nährbodens, bestehend aus organischem Material, Viehdung, Asche, Sand sowie ursprünglichem Boden, bildete die zweite Schicht. Danach wurde viel Wasser in das Beet gegossen. Wir verdeutlichten, dass Wasser jetzt schneller in den Boden eintreten kann, dieser nicht mehr so stark verschlämmt und die Pflanzenwurzeln dadurch mehr Raum bekommen. Von einer interessierten Frau bekamen wir Okrasamen, Frühlingszwiebeln und kleine Salatköpfe zum Einpflanzen.
Bei allen künftigen Schritten gingen wir stets nach der gleichen Methode vor: Zuerst versuchten wir, möglichst anschaulich zu erläutern, worin das Problem liegt und wodurch wir eine Verbesserung erzielen können. Erst nachdem wir eine ausführliche, theoretische Einführung in die jeweilige Tätigkeit gegeben hatten, fingen wir mit der praktischen Arbeit an. Tätigkeiten wurden von uns demonstriert und dann unter Anleitung reproduziert. Die Prinzipien „Step by Step“ und „Learning by Doing“ wurden stets berücksichtigt, wobei gleichzeitig darauf geachtet wurde, dass lokale Wissen zu berücksichtigen und die Aktivitäten entsprechend zu modifizieren. Durch beständiges, gezieltes Fragen und das explizite Auffordern, ihre Meinungen, Ideen und Wünsche mitzuteilen, entwickelte sich ein Vertrauen, dass zunehmend in einem konstruktiven Erfahrungsaustausch mündete.
Zum Zwecke der Verbesserung der Nährstoffversorgung und des Bodengefüges, zur Erhöhung der Infiltrationskapazität, um Mikroorganismen anzusiedeln, zur Minimierung der Evaporation und gleichzeitiger Optimierung der Wasserverfügbarkeit als auch des Wurzelraumes für Pflanzen, wurden täglich große Mengen des selbst gemixten Nährbodens hergestellt. Bianca nahm zweimal täglich eine Beprobung des Brunnenwassers vor und fing an, dass Gelände zu vermessen. Zudem konnten wir neben unseren Tätigkeiten auf dem VTC persönliche Kontakte zum stellvertretenden Bürgermeister der Gemeinde Kanifing, Herrn Sanyang, zu Frau Gaye vom Ministry of Environmental
and Forestry, zu Herrn Hodel von der schwedischen NGO Future in our Hands und zu Herrn Gomez vom Ministry of Basic and Secundary Education herstellen. Weiter legten wir ein kleines Hochbeet (Maße: L 223 cm x B 145 cm x H 20 cm) inkl. einer Drainage an und wir zeigten, wie man Samen mithilfe von Zellstoff, Folie und Wasser zum Keimen bringen kann. Aus zerschnittenen Plastikflaschen wurden Pflanztöpfe für die Keimlinge angefertigt. Es wurde eine Müllstation eingeführt und ein stationärer Komposter gemauert, da diese Art der organischen Abfallverwertung bisher unbekannt war. Wir waren der Ansicht, dass dies eine gute Möglichkeit sei, um den ausgelaugten Boden, der keinerlei Humusschicht aufweist, langfristig mit temporär verfügbaren Nährstoffen unterstützen zu können. Zudem war demgegenüber der bisher selbst gemixte Boden viel aufwendiger und anstrengender herzustellen sowie in seiner Qualität minderwertiger.
Insgesamt wurden drei Arten von Beeten angelegt, sodass auf verschiedene, für The Gambia typische Situationen, wie z. B. Kultivieren in voller Sonne oder in der Regenzeit, eingegangen wurde.
Neben der Vermittlung und praktischen Umsetzung von Wissen zu den Themen Pflanzenansprüche, Pflanzenkultivierung, Bodenoptimierung und Bodenbearbeitung, wurde als eine weitere Aktion eine Wegeführung aus Muschelschalen auf dem VTC integriert, da jeder Besucher und oftmals auch man selbst kreuz und quer über das Gelände und durch die Kassavabereiche lief, wodurch Pflanzen beschädigt sowie der Boden zusätzlich verdichtet wurde. Die Volunteers zeigten uns, welche Wege sie am häufigsten benutzten und dementsprechend wurden die Wege angelegt. Zum Schluss entnahmen wir aus einem angefertigten Bodenprofil (T -95 cm, B 50x50 cm) Bodenproben, die in Deutschland ausgewertet wurden und wichtige Daten zu den einzelnen Bodenbestandteilen lieferten.
Im Rahmen dieses erstes Workshops wurde zudem eine Diplomarbeit mit dem Thema "Initiierung und Entwicklung lokaler Entwicklungshilfeprojekte - am Fallbeispiel des Vocational Training and Knowledge Centre in New Yundum, The Gambia-" angefertigt. Über eine Anfrage über das Kontaktformular steht die Diplomarbeit ebenfalls für Interessierte zur Verfügung.